Fischforschung
Lemm, einer der besten Kenner der Luft, hat sich neuerdings auch mit dem Wasser beschäftigt und mit den Bewohnern des Wassers, den Fischen. Es ist inzwischen bekannt, schreibt Lemm, daß bei den meisten Fischen die Gewohnheit vorherrscht, nur die obere Seite dem Licht zuzuwenden, während die andere stets nach unten gerichtet ist, in die Tiefe. Die Lichtseite ist infolgedessen immer dunkler als die Schattenseite. In seinen A U F Z E I C H N U N G E N Ü B E R D A S W A S S E R kommt Lemm auf den Lachs zu sprechen. Der Lachs ist spitz und beweglich, schreibt Lemm, er springt über hohe Felsen hinweg und wird durch scharfe Schüsse, durch Sägemühlen und rot angestrichene Häuser verscheucht. Lemm schildert den Vorgang besonders ausführlich und erwähnt am Ende, als Beispiel für große Dumpfheit, den Karpfen, der sich wie schlafend im Schlamm vergräbt. Der Karpfen liegt wie ein schleimiger Stein schwer und bewegungslos auf dem Grund, schreibt Lemm. Das Fleisch ist fett und fade. Ich war eine Zeitlang der Ansicht, ihm in diesem Punkt widersprechen zu müssen. Meine neuesten Forschungen in einer Hamburger Fischküche aber haben seine Mitteilungen so vollkommen bestätigt, daß ich ihm jetzt, am Schluß des Artikels, uneingeschränkt zustimme, den Kellner heranwinke und den mit einer dicken mehligen Soße übergossenen auf sächsische Art zubereiteten Karpfen mit dem Ausdruck des Ekels zurückgehen lasse.
Fish Research
Lemm, one of the best experts on air has lately devoted himself also to water and the fishes, the inhabitants of water. It has meanwhile become common knowledge, writes Lemm, that among most fishes the tendency predominates to turn only their upper sides towards the light while the other permanently faces down towards the deep. The lit-up side is consequently always darker than the shady downside. In his N O T E S A B O U T W A T E R Lemm turns to the subject of the salmon. The salmon is pointed and mobile, writes Lemm, it jumps over steep rocks and is scared away by live shots, saw mills and houses that are painted red. Lemm describes the events in particular and mentions towards the end the carp buried deep down in the mud as if asleep as an example of great torpor. The carp lies like a slimy stone on the bottom, heavy and motionless, writes Lemm. The meat is greasy and tasteless. For a time I was of the opinion that I would have to contradict him in that regard. My latest research in a fish restaurant in Hamburg , however, has confirmed his findings to such an extent that now at the end of this article I call over the waiter and send back the carp, which is covered in a thick floury sauce according to a Saxon recipe, with an expression of disgust.
(Translated from the German by Eva Bourke)