Böhmen liegt am Meer
Sind hierorts Häuser grün, tret ich noch in ein Haus.
Sind hier die Brücken heil, geh ich auf gutem Grund.
Ist Liebesmüh in alle Zeit verloren, verlier ich sie hier gern.
Bin ich’s nicht, ist es einer, der ist so gut wie ich.
Grenzt hier ein Wort an mich, so lass ich’s grenzen.
Liegt Böhmen noch am Meer, glaub ich den Meeren wieder.
Und glaub ich noch ans Meer, so hoffe ich auf Land.
Bin ich’s, so ist’s ein jeder, der ist soviel wie ich.
Ich will nichts mehr für mich. Ich will zugrunde gehn.
Zugrund – das heißt zum Meer, dort find ich Böhmen wieder.
Zugrund gerichtet, wach ich ruhig auf.
Von Grund auf weiß ich jetzt, und ich bin unverloren.
Kommt her, ihr Böhmen alle, Seefahrer, Hafenhuren und Schiffe
unverankert. Wollt ihr nicht böhmisch sein, Illyrer, Veroneser,
und Venezianer alle. Spielt die Komödien, die lachen machen
Und die zum Weinen sind. Und irrt euch hundertmal,
wie ich mich irrte und Proben nie bestand,
doch hab ich sie bestanden, ein um das andre Mal.
Wie Böhmen sie bestand und eines schönen Tags
ans Meer begnadigt wurde und jetzt am Wasser liegt.
Ich grenz noch an ein Wort und an ein andres Land,
ich grenz, wie wenig auch, an alles immer mehr,
ein Böhme, ein Vagant, der nichts hat, den nichts hält,
begabt nur noch, vom Meer, das strittig ist, Land meiner Wahl zu
sehen.
Bohemia Lies by the Sea
If the houses here are green, I still enter a house.
If the bridges here are intact, I walk on solid ground.
If love’s labor is forever lost, I gladly lose it here.
If it’s not me, it’s someone as good as I am.
If a word borders on me here, I let it border.
If Bohemia still lies by the sea, I believe in the seas again.
And if I still believe in the sea, I hope for land.
If it’s me, then it’s everyone who is as much as I am.
I want nothing more for myself. I want to perish.
To perish – that means to the sea, there I find Bohemia again.
Brought to ruin, I wake up peacefully.
From the ground up, I know now, and I am not lost.
Come here, all you Bohemians, sailors, harbor whores, and ships
unanchored. Do you not want to be Bohemian, Illyrians, Veronese,
and all Venetians. Play the comedies that make people laugh
And those that make them cry. And err a hundred times,
as I erred and never passed the tests,
but I passed them, time and time again.
As Bohemia passed them and one fine day
was graced by the sea and now lies by the water.
I still border on a word and another land,
I border, however little, on everything more and more,
a Bohemian, a vagabond, who has nothing, whom nothing holds,
gifted only to see from the sea, which is disputed, the land of my
choice.
(All translations into English are new translations by Jorge R. G. Sagastgume)